Fakten checken

In den vorangegangenen Reisestationen haben Sie bereits viele Plattformen kennengelernt, die sich zum Teilen von Informationen eignen. Ist ja auch simple. Einfach auf Teilen oder Retweet gehen oder einen Link und die Headline hinein kopiert und auf „Senden“ geklickt. Schon ist die Nachricht unter all den Followern, die auf neues Futter warten.

Heute machen wir einen Moment Pause. Wir setzen uns in das nächste Café und genehmigen uns einen Kaffee. Für Kuchen haben wir aber keine Hände frei, denn wir beschäftigen uns ausnahmsweise nicht mit einer neuen Plattform, sondern mit den Inhalten.


Das Netz wird von vielen Menschen als demokratisches Medium bezeichnet. Theoretisch ist jeder in der Lage Informationen im Netz zu recherchieren, aber auch selbst zu verbreiten, sprich teilzuhaben.

Journalistische Informationsangebote unterliegen bestimmten Grundsätzen, Regeln, die seriöse Journalisten einhalten. Das gilt jedoch nicht für jeden Beitrag in sozialen Netzwerken, den private oder dritte einstellen. Daher können Sie sich nicht darauf verlassen, dass alles, was online behauptet wird, auch der Wahrheit entspricht oder ausreichend mit Fakten und Quellen belegt werden kann.

Insbesondere durch die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre hat das Thema „Falschmeldungen und Fakten prüfen“ große Aufmerksamkeit erlangt. Insbesondere der Begriff „Fake News“ ist in den letzten Jahren ein Aufmerksamkeitsargument geworden, wenn es um die Notwendigkeit der Überprüfung von Fakten geht. Hinter dem Begriff Faktencheck steht ein Journalistisches Konzept, bei dem Aussagen von Personen anhand nachprüfbarer, rationaler und objektiver Fakten gecheckt werden.

Um einen ersten Eindruck über die Dimension von Falschmeldungen im Alltag zu erhalten, bietet sich ein Blick auf das private Projekt Hoaxmap an. Das Projekt Hoaxmap sammelt Falschmeldungen und zugehörige Gegendarstellungen und ordnet sie auf einer Karte geographisch zu. Seit 2013 wurden hier bereits knapp 500 Fälle verzeichnet.

Immer dann, wenn Sie sich nicht sicher sein können, ob eine Information oder Meldung seriös ist, ist es daher nötig, etwas genauer hinzusehen. Ihr wichtigstes Hilfsmittel ist dabei noch immer eine grundsätzlich kritische Haltung und somit Sensibilität bei der Wahrnehmung und Verbreitung von Medieninhalten. Fälschungen zu erkennen, erfordert hohe Aufmerksamkeit und ist nicht immer leicht. Zum Glück gibt es hier gute Werkzeuge, die uns bei einer Überprüfung unterstützen kann.

Im Rahmen der Information Literacy ist es eine Aufgabe von Bibliotheken, über Fake News und wie man Sie erkennen kann, aufzuklären. Die Tipps, die hier gegebeben werden, können wir ebenfalls verwenden, wenn wir Informationen verwenden und teilen möchten.

Grundlegende Informationen

Bevor ich mich mit den Inhalten der Information auseinandersetze gibt es ein paar Punkte, die man ohne großen Aufwand betreiben kann und so erste Indizien erhält, ob die Nachricht stimmt oder nicht.

IFLA-Poster: Fake News erkennen

Eine tolle Option ist auch, die Quelle mit Hilfe der Wikipedia zu überprüfen. So kann der Verein, der eine Seite betreibt, seriös klingen, aber am Ende dann doch selbst durch seine Verbindungen nicht vertrauenswürdig sein.

Alles was Sie machen müssen, ist z.B. die Haupt-Internetadresse bei Google in Anführungszeichen eingeben und dahinter „wikipedia“ eingeben.
Wie dies funktioniert erklärt der folgende Film:

Quelle: TIPP 2: QUELLE ÜBERPRÜFEN – DER WIKIPEDIA-TRICK, Fakten prüfen im Netz, ZLB

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Wenn es um die Gewinnung von Aufmerksamkeit geht es im Netz fast nichts ohne Bilder. Was ich gesehen habe, glaube ich eher als das, was ich nur lese. Bilder helfen dabei, einen direkteren und unmittelbareren Eindruck zu erlangen. Lange Zeit galten Bilder als objektiv und unbestechlich.

Heute wissen wir Dank Photoshop und Instagram natürlich, dass Bilder inzwischen recht einfach manipuliert werden können. Häufiger passiert es jedoch, dass sie durch Falschmeldungen einfach aus dem Kontext gerissen oder in einen missverständlichen oder schlichtweg falschen Kontext gerückt werden.

Bilder sind heute rasch verfügbar. Im Netz können Bilder schnell recherchiert, heruntergeladen und – ob legal oder nicht – für eigene Zwecke verwendet werden. Ist das Bild im Kontext einer Meldung authentisch? Dies ist daher ein guter Indikator für die Glaubwürdigkeit der ganzen Nachricht selbst.

Eine sogenannte Rückwärts-Bildersuche, z.B. bei Google, Bing oder Yandex hilft dabei festzustellen, ob ein Bild, das in Zusammenhang mit einer Meldung veröffentlicht wird, bereits zuvor in anderen Kontexten veröffentlicht wurde. Sehr einfach funktioniert dies mithilfe von Google.

Nehmen wir als Beispiel diese Meldung vom 14. April 2020, die ich speziell zum Zwecke dieser Lektion mittels eines online-Tools für Spaß- und Falschmeldungen (ja so etwas gibt es) erstellt habe.

http://www.24aktuelles.com/5e95601644ce7/twitterlibrary-bibliothekar-innen-erhalten-den-ersten-offiziellen-twitter-channel.html

Grafikadresse kopieren im Firefox

Das Vorgehen unterscheidet sich von Browser zu Browser. Chrome erlaubt eine direkte Suche nach dem Bild bei Google, Edge bei Bing. Wird diese Option nicht geboten, benötigt man für eine Rückwärts-Bildersuche zuerst die eindeutige Adresse des Bildes.

Die meisten Browser bieten heute die Option, Grafikadresse kopieren an. Im Tablet oder Smartphone kann man oft das Bild in einem neuen Tab öffnen und sich dann von dort die Bildadresse kopieren, d. h. die Bild-URL im Zwischenspeicher ablegen.

Die nun kopierte Adresse lässt sich nun mittels Google-Bildersuche recherchieren.

Google Bildersuche

Klicken Sie auf das Kamerasymbol und fügen Sie anschließend die vorher kopierte Adresse in das Suchfeld ein und starten Sie die Suche.

Zuerst bekommenSie verwandte Suchbegriffe und optisch ähnliche Bilder angezeigt. Darunter folgen dann Seiten mit übereinstimmenden Bildern.

Wenn man hier nicht eindeutig fündig wird, hilft es manchmal bei den Seiten weit nach hinten zu springen, also nicht unter den ersten Suchergebnissen zu schauen, sondern vielleicht mal einen Blick auf Seite 10 zu versuchen.

Das Suchergebnis zeigt Ihnen die im Googles Index verzeichneten Quellen an, in denen das gesuchte Bild ebenfalls auftaucht. In unserem Beispiel erfahren wir somit, dass das angezeigte Bild zur Meldung ursprünglich bereits in einem Blogartikel 1. April 2014 auf Bibliothekarisch.de erschienen ist und Teil eines Aprilscherzes war. Das Bild wurde zwar nicht ganz aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen, ist aber eindeutig in einem wenig seriösen Kontext (1. April) erschienen. Dies ist ein Beispiel für einen uns vertrauten, aber wichtigen Indikator für eine Falschmeldung.

Ein sehr großer Bildindex versteckt sich auch hinter TinyEye. Wurde das Foto ansich manipuliert? Dies erkennt man sehr gut mit dem Tool FotoForensic.

Kann man auch Videos überprüfen?

Bewegte Bilder oder Videos wirken oft noch fälschungssicherer in iher Rolle in der Berichterstattung. Anders jedoch als bei Fotos muss man hier einen Zwischenschritt einbeziehen, bevor die Rückwärts-Bildersuche erfolgversprechend ist. Mithilfe des Youtube-Data-Viewer von Amnesty International können Metadaten, wie die exakte Hochladezeit und sogenannte Thumbnails (Vorschaubilder) extrahiert werden. Hierfür muss lediglich die Web-Adresse des Videos in den Suchschlitz des Tools eingefügt werden.

Screenshot vom Youtube DataViewer (zum Vergrößern draufklicken)

Die auf diese Weise extrahierten Bilder können dann wiederum durch eine Rückwärts-Bildersuche auf ihre frühere Verwendung überprüft werden.

Ähnlich arbeitet auch das Tool InVid, das es auch als Plugin für Firefox und Google Chrome gibt, aber weitaus mehr Einarbeitungszeit benötigt.

Ist der Twitter-Account echt?

Verifizierte Twitteraccounts, so hatten wir in der Lektion zu Microblogs gelernt, kann man an der blauen Blume mit weißem Haken erkennen. Nicht immer ist jedoch klar, ob ein Mensch oder ein Bot (also ein kleines Programm) einen Account betreibt. Hier kann accountanalysis (engl.) weiterhelfen. Nach dem LogIn mit Twitter können Sie dann die fragwürdigen Accounts prüfen und sehen, wie stark automatisiert dieser arbeitet.

Entdeckeraufgabe

Dezember 2019 hat Frau Erika Steinbach untenstehenden Tweet veröffentlicht.

Screenshot eines Tweets

Hier der Link zum Bild auf Twitter: https://pbs.twimg.com/media/ENDjX_5WwAAXBO3?format=jpg&name=small

Schauen Sie sich das Bild an, ob es Indizien gibt, dass das Bild gefälscht ist und probieren Sie die Rückwärtssuche bei Google und Bing aus, um die Richtigkeit zu überprüfen.

Probieren Sie ggf. auch eines der beiden anderen Tools aus oder testen Sie sich selbst auf Can You Spot the Hoaxes? (engl.)

Anschließend versuchen Sie in Ihrem Blog die folgende Sätze zu vervollständigen.

  • Mit Falschmeldungen in sozialen Netzwerken hatte ich zum ersten Mal zu tun als….
  • Falschmeldungen in sozialen Netzwerken haben auch eine / haben keine Bedeutung für Bibliotheken, weil …
  • Die in der Lektion gezeigten Tools können mir in Zukunft helfen / nicht helfen, weil …
  • Am nützlichsten fand ich …

Weitere Informationen zu diesem Thema können Sie auf der Seite „[Extra] – Modul 4 – Information sammeln, checken und verteilen“ nachlesen.

Ich bin gespannt auf Ihre Antworten. Setzen Sie doch einfach einen Bezug auf diese Lektion (Link) oder schreiben Sie hier einen kurzen Kommentar mit Link zu Ihrem Beitrag.

Weitere Informationen

Weitere grundlegende Informationen, um Fakten zu überprüfen, bietet die Zentrale Landesbibliothek Berlin (ZLB) in ihrem Kurs „Fakten prüfen im Netz“ an. Hier finden Sie am Ende einige Beispiele, die Sie austesten können und wo Sie Ihr neu erworbenes Grundwissens anwenden können.

Lazarovic, Samira (2018) : Medienkompetenz versus Manipulation : WAS KÖNNEN BIBLIOTHEKEN GEGEN FAKE NEWS AUSRICHTEN?, Goethe Institut, URL: https://www.goethe.de/de/kul/bib/rei/nlc/21404452.html

FakeHunter. Ein Planspiel zum Umgang mit FakeNews, Büchereizentral Schleswig-Holstein

Ruhl, Kartin (2019): Fakt oder Fake? So prüfen Sie Informationen selbst, ZDF

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