Microblogs – Unterwegs mit wenigen Zeichen

Wir haben die erste Reisestation unserer Städtereise fast absolviert. Sie haben in der Zwischenzeit Ihre eigenen Blogs angelegt und sich dort ausprobiert. Dort können Sie sich kurz fassen, z.B. 1 Satz, 1 Bild, eine Urheberrechtsbemerkung oder auch ganze Romane schreiben, wie gefühlt die einzelnen Lektionen in diesem Blog.

Twitter

In dieser Woche beschäftigen wir uns unter anderem mit einem sehr bekannten Dienst: Twitter. Twitter wird oft als Microblogging-Dienst (siehe Wikipedia zu Twitter), soziales Netzwerk oder mit dem Begriff Echtzeitkommunikation umschrieben. Eine Besonderheit gegenüber anderen Diensten ist, dass die Beiträge (auch Tweets genannt) öffentlich sind. Tweets können von Jedem (Twitterer) geteilt und kommentiert werden. Aus diesem Grund erreichen vor allem kontroverse Beiträge eine hohe Reichweite, wie man an den Beiträgen des aktuellen US-Präsidenten, Donald Trump (@realDonaldTrump) sehen kann.

Auf Twitter werden keine langen Beiträge, sondern ganz kurze Nachrichten erstellt. Den Nutzern stehen maximal 280 Zeichen für einen Beitrag zur Verfügung. Man muss sich also kurz fassen. Geübten SMS-Schreibern sollte das leicht fallen.

In diesem Social Media Dienst sind Pseudonyme zulässig. Sie können also völlig anonym Beiträge verbreiten. Unternehmen und öffentliche Personen (Politiker, Sportler, Künstler) haben die Möglichkeit den Account zu verifizieren. Als Symbol wird ein blauer Haken verwendet.

Fake-Account
Verifizierter Account

Es gibt bereits viele Bibliotheken, die auf Twitter tätig sind. Bekannte Accounts sind die Auftritte der Büchereien Wien (@buechereiwien) und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (@slubdresden) genannt. Eine ganze Liste mit Bibliotheken aus dem D-A-CH-Bereich gibt es bei mir als @bibliothekarin auf Twitter zu entdecken.

Twitter-Möglichkeiten

Startseite – Hier ist Ihre Timeline. Twitter kann Ihnen wie Facebook die besten Tweets zeigen (Twitter-eigener Algorithmus, „Startseite“) oder die neusten Tweets in chronologischer Reihenfolge („Neueste Tweets„). Dies lässt sich über die drei Sterne Twitter - Startseiten-Einstellungenjederzeit ändern. Ich bevorzuge die neuesten Tweets, da ich kein zweites Facebook benötige.

Unter # Entdecken finden Sie aktuelle Trends auf Twitter.

Hinter Mitteilungen sehen Sie, bei „Alle“ alle Erwähnungen und Aktionen zu Ihren Tweets bzw. Ihrem Account, während hinter dem Reiter „Erwähnungen“ nur die Tweets angezeigt werden, die Sie mit Ihren Account z.B. @netzwerkeln24 direkt adressieren.

Bei Nachrichten finden Sie Direktnachrichten, das heißt alle Nachrichten, die direkt an Sie oder an eine Gruppe, zu der Sie gehören, gerichtet wurden. Dort können Sie auch Direktnachrichten an andere verfassen.

Lesezeichen, dort finden Sie Tweets, die Sie sich für einen späteren Zeitpunkt gemerkt haben.

Beim Punkt Listen können Sie interessante Accounts, denen Sie nicht folgen, thematischen Listen hinzufügen. Die Listen ermöglichen es Ihnen der Informationsflut her zu werden und zielgerichtet Informationen vorzufiltern.

Profil zeigt Ihnen das Profil Ihres Accounts. Dort erhalten Sie die wichtigsten Informationen zu Ihrem Account, z.B. die Zahl der gefolgten Accounts und der Follower, sowie die Zahl der eigenen Tweets.

Hinter Mehr finden Sie u. a. die Einstellungsmöglichkeiten für den Datenschutz (siehe auch Extra-Seite) sowie den Zugang zum Twitter Hilfecenter. Außerdem können Sie hier Ihre Moments anzeigen und darüber eigene Moments erstellen.

Tweet-Anatomie

Und bevor es losgeht, hier noch ein paar der wichtigsten Begrifflichkeiten auf Twitter.

Anatomie eines Tweets

(1) Avatar = Logo des Twitteraccounts, von dem der Tweet stammt
(2) Name = der verwendete Name des Accounts
(3) Twitterhandle = Accountbezeichnung auf Twitter (eineindeutig). Ihm wird immer ein @ vorangestellt. Damit können Sie jemanden erwähnen.
(4) Zeitangabe = zu diesem Zeitpunkt wurde der Tweet veröffentlicht, im Beispiel vor 24 Sekunden. Die Angabe wird mit verstreichender Zeit auf Minuten hochgerechnet, später auf Stunden, dann auf Tage und schließlich erscheint das Datum.
(5) Tweet = Inhalt des Microblog-Eintrages, welcher Text, Hashtags, Links, Bilder und/oder Videos enthalten kann
(6) ReplyReply auf Twitter– Wenn man darauf klickt, kann auf diesen Tweet antworten. Eine Ziffer hinter dem Reply-Symbol zeigt an, wie viele Antworten es bereits gibt.
(7) ReTweet Retweet auf Twitter – Mit diesem Symbol kann man einen Tweet an seine eigenen Follower (Accounts, die dem eigenen Account folgen) weiterverteilen. Geboten werden zwei Möglichkeiten.

(8) Gefällt mir Twitter - Gefällt mir– Damit kann man anzeigen, dass einem die Information des Tweets gefällt. Die Zahl hinter dem Herzchen zeigt, wie vielen anderen Twitteren diese Nachricht auch gefällt.
(9) Teilen Twitter - Tweet teilen – Hinter diesem Symbol erhalten Sie drei Optionen.

Per Direktnachricht senden heißt, Sie können den Tweet direkt an jemanden schicken und sich in einem geschützten Bereich darüber unterhalten. Nur Sie und die direkt angeschriebene Person(en) sehen diese Konversation.
Tweet zu Lesezeichen hinzufügen heißt, sich den Tweet für einen späteren Zeitpunkt zu merken, um ggf. den dort enthaltenen Link erst dann zu nutzen.
Den Link zum Tweet kopieren macht man, wenn man auf den Tweet verlinken will oder per E-Mail auf diesen konkreten Tweet hinweisen möchte.

(10) Weitere Funktionen Twitter - Weitere Funktionen – Dahinter verstecken sich zahlreichen Funktionen.

Mit Klick auf Tweet einbetten öffnet sich eine neue Seite. Dort erhalten Sie einen Code-Schnipsel, den Sie in einen Beitrag einbetten können, sodass der Tweet dort im „Originalgewand“ angezeigt wird.
Die zweite Option ermöglicht Ihnen an dieser Stelle dem Account, der den Tweet abgesetzt hat zu folgen oder wenn Sie ihm bereits folgen, ihn an dieser Stelle zu entfolgen.
Zudem können Sie für die Organisation der Accounts, die Sie interessieren, diesen in Listen einfügen oder aus Listen entfernen.
Manchmal kommt es vor, dass ein Account interessant ist, aber z.B. während einer Konferenz, die Sie nicht interessiert, sehr viele Tweets absetzt. Sie können diesen Account dann stummschalten und zu einem späteren Zeitpunkt dies rückgängig machen.
Manchmal folgen einem Accounts, die überhaupt nicht zu einem passen, dann gibt es zwei Möglichkeiten. Sind die Accounts einfach nur nervig oder passen nicht, kann man die Accounts blockieren. Man kriegt nichts mehr von diesen Accounts zu lesen und auch diese können die eigenen Inhalte nicht mehr sehen.
Enthält ein Tweet rechtsradikale, pornographische Inhalte oder verbreitet Spam, kann man den entsprechenden Tweet melden. Neben dem Blockieren werden der Tweet und der dazugehörige Account so zur Überprüfung an Twitter gemeldet.

(11) Hashtag # = Stichwort, unter dem Tweets mit ähnlichen Zusammenhängen verknüpft und somit besser auffindbar gemacht werden.

Seit dem Jahr 2016 treffen sich Fachkollegen und Bibliotheksinteressierte einmal im Monat zu einer einstündigen Diskussion auf Twitter. Dabei werden im Vorfeld Fragen bekanntgegeben, die dann in einem festen Zeitfenster gemeinsam beantwortet und diskutiert werden. Unter dem Hashtag #BibChatDE findet man bereits einige Beispiele. Der nächste reguläre Chat findet immer am ersten Montag eines Monats statt, d. h. beispielsweise heute am 04. Mai 2020 von 20:00-21:00 Uhr. Wer sich dafür interessiert, findet auf der Webseite alle nötigen Informationen: www.bibchat.de.

Mastodon

Twitter ist immer wieder auch wegen seiner Datenschutzpolitik und seiner Finanzierung (Werbung) in die Kritik geraten. Als Alternative nutzen daher einige Mastodon. Dies ist ein dezentraler Mikroblogging-Dienst, welcher in meiner derzeitigen Heimatstadt Jena entwickelt wurde (Quelle: Wikipedia). Es ist eine freie Software und kann gerne nachgenutzt werden. Die Nutzung ist kosten- und werbefrei.

Im Gegensatz zu Twitter heißen die Beiträge „Toots“ (in dt.: Tröts). Sie twittern nicht, sondern folgerichtig tröten Sie. Sie haben pro Beitrag Platz für 500 Zeichen.

Anders als bei Twitter, welches man immer unter Twitter.com erreicht gibt es bei Mastodon viele verschiedene Instanzen mit eigenen Internetadressen. Die bekannteste Instanz in Deutschland ist Mastodon.social. Seit dem letzten Bibliothekskongress 2019 gibt es auch eine Instanz, die sich als eine auf „Kolleg*innen aus deutschsprachigen Bibliotheks- und Informationseinrichtungen auf Bibliothekar*innen ausgerichtete Instanz“ versteht: OpenBiblio.social. Technisch betrieben wird die Instanz durch die Staatsbibliothek zu Berlin und sie gehört zur großen Familie von OpenBiblio.eu, wo der Dienst wie folgt beschrieben wird:

Wie Twitter – nur besser, weil Open Source und selbst gehostet. Und mit Schwerpunkt auf die Bibliothekswelt.
(Übersichtsseite von OpenBiblio.eu)

Bei OpenBiblio.social besteht die „Community“ (Gemeinschaft) also aus bibliotheksaffinen Mitgliedern (Liste). Sie können aber auch jederzeit in Ihrer Timeline Mitgliedern aus anderen Instanzen folgen.

Ihre Entdeckeraufgaben:

Lösen Sie eine der Aufgaben.

Aufgabe 1

Für die Informationssuche benötigen Sie kein eigenes Twitter Konto. Gehen Sie auf die Twitter-Suchseite https://twitter.com/search und geben einige Schlüsselwörter als Hashtag aus Ihrem Themenfeld in die Suchleiste ein. Um einen Hashtag zu bilden, stellen Sie dem Schlüsselwort jeweils das #Zeichen voran, z. B. #oer. Prüfen Sie die Ergebnisse. Nutzen Sie ggf. auch die Erweiterte Suche, um die Suche zu verfeinern.

Sehen Sie sich einige Accounts an, die Sie durch Ihre Suche entdeckt haben. Worüber schreiben die „Twitterer“?
Reflektieren Sie in einem kurzen Blogbeitrag über die Informationen, die Sie ohne Twitter-Konto finden konnten und wie diese für Ihre Informationsbeschaffung oder Vernetzung nützlich sein könnten. Wie aktuell sind die Informationen? Hab Sie Informationen gefunden, die Sie überrascht haben oder an die Sie zum Beginn Ihrer Recherche nicht gedacht haben? Was könnte doch für einen eigenen Account sprechen oder was spricht weiterhin dagegen?

Aufgabe 2

Legen Sie sich einen eigenen Account bei Twitter an. Es gibt keine Klarnamenpflicht, Sie können also gerne mit einem Alias arbeiten. Sie benötigen einzig eine E-Mail-Adresse. Eine Anleitung zur Anmeldung und einige Tipps & Tricks zur Einrichtung Ihres Accounts finden Sie auf [Extra] Modul 2 – Microblogging – Twitter und Mastodon.

  1. Folgen Sie ruhig einigen Konten. Klicken Sie dazu auf den Button “Folgen” (“Follow“) unter dem Bild des Twitterers. Falls Sie einem Konto bereits folgen, steht dort „Entfolgen“ (“Unfollow“). Gerade am Anfang ist es üblich, Twitterern, die Ihnen folgen, auch zu folgen. Ein Entfolgen ist jederzeit möglich, ohne dass der andere eine Mitteilung darüber erhält. Dies macht Sinn, wenn Sie Ihren Twitteraccount nach bestimmten Kriterien aufbauen und Sie schon vielen Accounts folgen.
  2. Schauen Sie sich um. Benutzen Sie die Twittersuche (ggf. auch die Erweiterte Twittersuche), um nach Themen zu suchen. Starten Sie eine Suche mit dem Hashtag #BibAtHome. Sie können ganz oben bei Ergebnisse für #BibAtHome von “Top” auch auf “Neueste” umschalten. Was verbirgt sich hinter diesem Hashtag?
  3. Schreiben Sie Ihren ersten Tweet und versehen Sie Ihn mit dem Hashtag #netzwerkeln.

Schreiben Sie nach dem Ausprobieren einen Blogbeitrag zu Ihren Beobachtungen und Gedanken. Gibt es einen erkennbaren Mehrwert für Sie (für den Beruf, Ihr Hobby oder Ehrenamt)?

Wenn Sie Lust haben, probieren Sie doch auch Mastodon auf OpenBiblio.social aus.

Ich bin gespannt auf Ihre Antworten. Setzen Sie doch einfach einen Bezug auf diese Lektion (Link) oder schreiben Sie hier einen kurzen Kommentar mit Link zu Ihrem Beitrag.

Weitere Informationen

5 Replies to “Microblogs – Unterwegs mit wenigen Zeichen”

    1. Herzlichen Dank für den wirklich lesenswerten Kommentar im Blog. Ich kann viele der Argumente nachvollziehen. Für mich war Twitter ein einfacher Weg in die Kommunikation mit Kolleg*innen in ganz Deutschland. Es hat dafür gesorgt, dass die Hemmschwelle, neue Leute anzusprechen, rapide gesunken ist. Durch Twitter kannte man sich schon ein bisschen und konnte dort aufgegriffene Themen schnell für einen Gesprächsbeginn heranziehen. (DB)

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